
Dokumentation zur Abschlussveranstaltung des BMBF-Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ am 4. April 2019:
Mehr als 220 Experten aus Wissenschaft, Unternehmenspraxis und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz sind zur Abschlusstagung „Arbeit 4.0 präventiv gestalten – Lösungen und Impulse“ am 4. April 2019 in Berlin zusammengekommen, um die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ kennenzulernen. In 30 Verbundprojekten des Förderschwerpunktes haben über 150 Partner aus Forschung, betrieblicher Praxis und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz eng zusammengearbeitet, um neue Strategien im Human Resource- und Gesundheitsmanagement zu entwickeln und auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) auf den digitalen Wandel vorzubereiten. Durch das abwechslungsreiche Programm führte Moderator Christoph Tiegel (WDR). Zur Veranstaltung hatte die Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg in die Kalkscheune eingeladen.
Wir haben Ergebnisse und Eindrücke der Abschlusstagung sowie weiterführende Informationen für Sie zusammengestellt.
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Programm
Eröffnung und Grußwort
Christian Luft, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung
„Arbeitsprozesse werden komplexer. Das bringt Chancen und Risiken. Die Anforderungen an uns alle steigen“, mahnte Christian Luft, Staatssekretär im BMBF. In seinem einleitenden Grußwort betonte er die Relevanz der Prävention und Gesundheitsförderung im digitalen Wandel, um arbeitsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Arbeit 4.0 präventiv gestalten, kompetent bewältigen!
Prof. Dr. Karlheinz Sonntag, Universität Heidelberg
Zu bewältigen sei Arbeit 4.0 nur mit neuen Präventionskonzepten, so Prof. Dr. Sonntag, Leiter des wissenschaftlichen Begleitvorhabens „Maßnahmen und Empfehlungen für die gesunde Arbeit von morgen“ (MEgA). Die Bandbreite an Konzepten und Methoden des BMBF-Förderschwerpunktes reicht von innovativen Assistenzsystemen über die Analyse psychischer Belastungen am Arbeitsplatz bis hin zu einer präventionsorientierten Personalentwicklung. Die MEgA-Toolbox „Gesunde Arbeit 4.0“ bündelt die Ergebnisse und stellt Unternehmen individualisierte, praxistaugliche Instrumente im Bereich Human Resource- und Gesundheitsmanagement bereit.
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Praxistransfer gesunde Arbeit: Erfahrungsberichte
Carsten Vossel, Geschäftsführer CCVOSSEL GmbH
Dr. Grit Tanner, Universität Hamburg
Wie der Praxistransfer gesunder Arbeit gelingen kann, zeigten beispielhaft für die beteiligten Verbundprojekte Carsten Vossel von der CCVOSSEL GmbH (Projekt Digi-Exist) und Dr. Grit Tanner von der Universität Hamburg (Projekt GESIOP) auf. Während das Projekt Digi-Exist eine digitale Plattform für Gesundheitsförderung in Start-Ups entwickelt hat, stand im Projekt GESIOP das Gesundheitsmanagement entlang von Wertschöpfungsketten im Fokus. Einig waren sich die Wissenschaftlerin und der Geschäftsführer darin, dass die Kooperation von Wissenschaft und Praxis eine große Bereicherung sei.
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Podiumsdiskussion „Digital und vernetzt, dennoch leistungsfähig und gesund?! Der Mensch in der modernen Arbeitswelt“
Andreas Becker, Geschäftsführer EPHY-MESS GmbH, Vizepräsident Mittelstand des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V.; Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall; Dr. Ariane Reinhart, Personalvorstand und Arbeitsdirektorin Continental AG; Isabel Rothe, Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA); Prof. Dr. Karlheinz Sonntag, Universität Heidelberg
Wie kann der digitale Wandel gesundheitlich bewältig werden? Diese Frage diskutierten Arbeitnehmervertreter sowie Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. In der Diskussionsrunde wurde der unterschiedliche Digitalisierungsgrad in Großunternehmen und KMU deutlich. Einig waren sich die Diskutanten, dass eine stärkere Berücksichtigung der psychischen Belastung in der Gefährdungsbeurteilung vonnöten sei – auch vor dem Hintergrund einer Zunahme der psychischen Belastungen in der digitalisierten Arbeitswelt. Die Vertreter der Wissenschaft plädierten für einen stärkeren Einbezug der Forschung bei der Entwicklung gesundheitsförderlicher Strategien.
Ausstellung: Fünf Gestaltungsfelder moderner Arbeit
Die begleitende Fachausstellung lud dazu ein, die entwickelten und praxiserprobten Instrumente der 30 beteiligten Verbundprojekte kennenzulernen, darunter digitale Tools, Assistenzsysteme, Checks, Leitfäden und Good-Practice. Die Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, Fragen der Gesundheitsförderung und Prävention zu diskutieren und sich mit Akteuren aus Wissenschaft und betrieblicher Praxis zu vernetzen. Eine Übersicht zu den inhaltlichen Schwerpunkten des BMBF-Förderschwerpunktes bietet der Projektatlas „Arbeit 4.0 präventiv gestalten".
Parallele Sessions mit Partnern aus Wissenschaft und Unternehmenspraxis
Die vier parallelen Sessions ermöglichten, Fragen einer präventiven Arbeitsgestaltung in der modernen Arbeitswelt zu vertiefen und intensiv zu diskutieren.
Session „Working anytime, anywhere?! Mobile und flexible Arbeit gesund gestalten“
Ob im Open Space-Büro, im Home Office oder auf Geschäftsreise – der Arbeitsplatz ist immer häufiger flexibel und multilokal. Gearbeitet wird zunehmend an verschiedenen Orten zu jeder Zeit. Welche Chancen und Risiken damit für Arbeitgeber und Beschäftigte verbunden sind, arbeiteten die Teilnehmer in vier Stationengesprächen heraus. Gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, Unternehmenspraxis und Sozialpartnerschaft wurden in einer abschließenden Podiumsdiskussion die Herausforderungen und Lösungsansätze für eine gesunde, mobile und flexible Arbeit diskutiert.
Session „Psychische Belastung in der Arbeitswelt im Spannungsfeld zwischen Individuum und Organisation“
Schneller, digitaler, vernetzter: Neue Technologien führen dazu, dass die psychischen Belastungen für Beschäftigte zunehmen können. Doch wer ist verantwortlich, um psychische Gesundheit und Wohlbefinden in der Arbeitswelt zu gewährleisten? Diese Frage diskutierten die Teilnehmer an sechs Themenwänden und in der abschließenden Fishbowl-Diskussion. Dabei wurden auch unterschiedliche Analyse- und Gestaltungskonzepte erörtert. Fazit der Session: Sowohl Arbeitgeber als auch Beschäftigte sind in der Pflicht!
Session „Pflege 4.0 – Arbeit und Gesundheit der Beschäftigten mit digitaler Technik unterstützen?!“
Der Einsatz digitaler Technik in der Pflegebranche kann die Gesundheit von Beschäftigten und ihre Arbeitsqualität fördern. Doch die professionelle Pflege wird bislang nur unzureichend in die Technikentwicklung und -einführung eingebunden. Um eine Gestaltung im Sinne der Gesundheit zu unterstützen, haben Akteure aus dem BMBF-Förderschwerpunkt ein Memorandum entwickelt. Die Session stellte Ergebnisse dieses Memorandums vor und diskutierte mit Vertretern aus Praxis und Wissenschaft die Herausforderungen bei der Entwicklung pflegeunterstützender Technik. Im Anschluss teilten Praktiker ihre Erfahrungen aus der Pflege 4.0.
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► Praxisinput Projekt PräFo
► Praxisinput Projekt Stress-Rekord
Session „Präventive Lösungen in der Arbeit 4.0 – Betriebliches Gesundheitsmanagement in KMU“
In Zeiten der digitalen Transformation und des demografischen Wandels benötigen gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geeignete Konzepte und Strategien für die betriebliche Gesundheitsförderung. Wie Prävention in der Arbeitswelt 4.0 auch in KMU gelingen kann und welche Herausforderungen bestehen, stand im Fokus dieser Session. In einem World Café diskutierten die Teilnehmer gemeinsam mit Akteuren aus Wissenschaft und Unternehmenspraxis folgende Schwerpunkte: Resilienz, regionale Präventionsallianzen, präventive Arbeitsgestaltung und Gesundheitsförderung in Start-Ups.
Digitale Transformation und die künftige Rolle des Menschen im Arbeitsprozess
Prof. Dr. Prof. e.h. Wilhelm Bauer, Geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
„Alles wird dynamischer, volatiler und verändert sich im enormen Tempo“, betonte Prof. Dr. Wilhelm Bauer in seiner Abschlusskeynote. Neben neuen Formen der Mensch-Maschine-Interaktion spiele insbesondere der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zunehmend eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang stellte Prof. Bauer eine IAO-Studie zum KI-Einsatz im Unternehmen vor. Bereits 75 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen sich mit KI, wobei der aktuelle KI-Einsatz den Dienstleistungsbereich dominiert. Gestaltungspotenziale in der digitalisierten Arbeitswelt würden neue Prinzipien und Arbeitsweisen erfordern, so Bauer abschließend.
Resümee und Ausblick
Prof. Dr. Karlheinz Sonntag, Universität Heidelberg
1.729 Publikationen und Vorträge, 1.372 Veranstaltungen, 293 Kooperationen und 269 Tools – das ist die erfolgreiche Bilanz des 2015 ins Leben gerufenen BMBF-Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“. Die Bandbreite an entwickelten Instrumenten unterstützt Unternehmen und ihre Beschäftigten, fit für die Digitalisierung und den demografischen Wandel zu werden. Die Plattform www.gesundearbeit-mega.de und die begleitenden Kommunikationsangebote informieren über die sichere und gesunde Arbeit von morgen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmern, Referenten und Ausstellern für diese gelungene Veranstaltung und die anregenden Diskussionen! Weitere Informationen zum Förderschwerpunkt „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ bietet der Projektatlas „Arbeit 4.0 präventiv gestalten“. Bleiben Sie auch mit unserem monatlichen Newsletter auf dem Laufenden.
Bildmaterial © André Fischer Fotografie