
Dokumentation zur Meilensteintagung des BMBF-Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ am 21. und 22. Juni 2018:
Mehr als 170 Teilnehmer aus Wissenschaft, Unternehmenspraxis und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz sind zur Fachtagung „Arbeit 4.0 erfolgreich umsetzen – Herausforderung Praxistransfer!“ am 21. und 22. Juni 2018 in Heidelberg zusammengekommen, um über Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte durch die Digitalisierung der Arbeitswelt zu diskutieren. Im Fokus stand, wie der erfolgreiche Praxistransfer gelingen kann und welche Lösungen bestehen, um Konzepte zur Gesundheitsförderung und Kompetenzentwicklung nachhaltig zu verankern. Bei der Fachtagung handelte es sich um die Meilensteintagung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“, in dem bundesweit 30 Verbundprojekte präventive Ansätze entwickeln. Zur Veranstaltung hatte die Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg in die Print Media Academy eingeladen.
Wir haben Ergebnisse und Eindrücke dieser Fachtagung sowie weiterführende Informationen für Sie zusammengestellt.
Einladungsflyer
Zur Bildergalerie
1. Veranstaltungstag
Eröffnung durch Prof. Dr. Karlheinz Sonntag
Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg
Arbeit 4.0 präventiv gestalten, kompetent bewältigen! Dafür haben sich über 150 Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz im Förderschwerpunkt zusammengeschlossen. Damit Unternehmen und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von den entwickelten Konzepten, Methoden und Werkzeugen profitieren, seien geeignete Transferstrategien unverzichtbar, betonte Prof. Dr. Karlheinz Sonntag zur Eröffnung. Diese Meilensteintagung verfolge daher das Ziel, sich mit den Voraussetzungen eines gelungenen Transferprozesses auseinanderzusetzen und förderliche Rahmenbedingungen für einen solchen Prozess zu gestalten.
Grußwort von Tom Wünsche
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Forschung und Wissenschaft spielen eine große Rolle, um die Zukunft der Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen. Hier leisten die Projekte des Förderschwerpunktes einen wichtigen Beitrag, so Tom Wünsche vom BMBF. Besondere Aufmerksamkeit bekomme die Arbeitsforschung durch das diesjährige Wissenschaftsjahr „Arbeitswelten der Zukunft“, das mit zahlreichen Aktionen den Austausch zwischen Forschung und Öffentlichkeit fördere.
Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Spath: Keynote Digitale Transformation in die Arbeit 4.0
Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
Wir befinden uns inmitten der digitalen Transformation. Neue Technologien halten Einzug in allen Bereichen und Sektoren. Was bedeutet das für den Menschen und wie wandelt sich seine Rolle in der digitalisierten Arbeitswelt? Wo liegen die zentralen Strategiefelder für die Arbeit 4.0? In seiner Keynote ging Prof. Dr. Dieter Spath, Präsident von acatech und Leiter des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart, diesen zentralen Fragen nach.
Prof. Dr. Holger Pfaff: Keynote Prävention und Gesundheitsförderung in der modernen Arbeitswelt
Universität Köln
Die Modernisierungswelle kommt und äußert sich im Umbruch der Arbeitswelt, sei es durch digitale oder demografische Veränderungen. Wir haben die Wahl: Abtauchen oder die Welle reiten! Warum es sich lohnt, „vor und mit der Welle zu surfen – statt hinterher“, machte Prof. Dr. Holger Pfaff, Direktor des IMVR der Universität Köln, deutlich. In seiner Keynote stellte er sieben Thesen zur Prävention 4.0 vor und stellte heraus, dass die Digitalisierungsgestaltung das Gebot der Stunde sei.
Katja Tiltscher: Keynote „Aus- und Weiterbildung im Kontext von Industrie 4.0“
TRUMPF GmbH + Co. KG
Digitalisierung und speziell Industrie 4.0 bringen neue Anforderungen für die Beschäftigten mit sich. Um Fach- und Führungskräfte auf diesen Wandel vorzubereiten, muss das Kompetenzmanagement einen wichtigen Baustein in der Unternehmensstrategie einnehmen. So auch beim Hochtechnologieunternehmen TRUMPF aus Ditzingen. Katja Tiltscher, Head of Corporate HR Hiring & Growth, gab spannende Einblicke, welche (digitalen) Kompetenzen in der Industrie 4.0 gefragt sind und wie innovative Lernformate und Qualifizierungsmaßnahmen aussehen können.
Diskussionsrunde
Wo die Erfolgskriterien und mögliche Barrieren für den gelungenen Praxistransfer liegen, diskutierten Katja Tilschter, Prof. Dr. Holger Pfaff und Prof. Dr. Dieter Spath in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Karlheinz Sonntag moderiert wurde. Nicht immer sprächen Wissenschaft und Wirtschaft dieselbe „Sprache“, auch unterschiedliche Zeitzyklen, zum Beispiel das dominierende Tagesgeschäft in Unternehmen vs. die Notwendigkeit einer umfassenden Evaluationen von Maßnahmen, könnten den Transfer erschweren. Umso wichtiger seien Kooperationen zwischen Unternehmen und Wissenschaft, um das Verständnis füreinander zu stärken, so das übereinstimmende Fazit der Diskussionsrunde.
Parallel stattfindende Workshops
Wie lassen sich Präventionsangebote mithilfe fiktiver Personen, sogenannter „Personas“, auf den späteren Adressatenkreis anpassen? Warum ist interdisziplinäres Arbeiten für den Transfer unverzichtbar? Wie fühlt sich die Mensch-Roboter-Kollaboration „live“ an? In den sechs Workshops der Verbundprojekte näherten sich die Teilnehmer dem Thema Transfer aus verschiedenen Blickwinkeln: Umsetzungsfragen standen hier ebenso im Fokus wie geeignete (digitale) Methoden und Instrumente. Neben Einblicken in die aktuellen Ergebnisse der Projekte waren die Workshopteilnehmer aufgerufen, in interaktiven Formaten eigene Lösungswege für den erfolgreichen Praxistransfer zu finden.
Die jeweiligen Workshop-Präsentationen und erarbeiteten Ergebnisse finden Sie hier:
Gesunde und produktive Führung in der Arbeit 4.0 – Ein Leitfaden für die digitale Transformation in KMU
Arbeitsteilung in der Mensch-Roboter-Kollaboration (Rollenspiel)
Personas – Transfer eines Modells aus der Softwareentwicklung in ein Gesundheitsprogramm
Interdisziplinarität – Fachübergreifenden Transfer erfolgreich gestalten
Projektergebnisse spielend auf den Weg bringen! Ideenschmiede mit LEGO® Serious Play®
Neue Selbständigkeit, mehr interessierte Selbstgefährdung?
2. Veranstaltungstag
Prof. Dr. Karlheinz Sonntag: Keynote Toolbox „Gesunde Arbeit 4.0“ – Lösungen für das HR- und Gesundheitsmanagement
Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg
Personalleiter und Geschäftsführer sehen einen dringenden Qualifizierungsbedarf in den Themenfeldern Führung, persönlichkeitsbildende Qualifizierung und dem Umgang mit digitalen Technologien, um den Herausforderungen der Arbeit 4.0 gerecht zu werden. Zu diesem Fazit kommt eine Online-Studie unter 329 deutschen Unternehmen, die von der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg durchgeführt wurde. 81 Prozent der befragten Großunternehmen und 56,6 Prozent der KMU gehen davon aus, dass durch die digitale Transformation die psychischen Belastungen im eigenen Unternehmen zunehmen werden. Prof. Dr. Karlheinz Sonntag unterstrich in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit von Lösungen für die Gesundheits- und Kompetenzförderung. Um die im Förderschwerpunkt entwickelten Tools, Leitfäden und Arbeitshilfen einem breiten Adressatenkreis zugänglich zu machen, entwickelt das Projekt MEgA derzeit die digitale Toolbox „Gesunde Arbeit 4.0“.
Zur Präsentation
Neue Studie: Quantitative Bedarfsanalyse Arbeit 4.0
Prof. Dr. Roman Dumitrescu: Keynote „It’s OWL“ – Beispiel für einen gelungenen Praxistransfer im Kontext von Arbeit 4.0
Fraunhofer IEM, OWL Clustermanagement GmbH
Beispielgebend für den gelungenen Praxistransfer im Kontext von Arbeit 4.0 ist das Spitzencluster „it’s OWL“. Prof. Dr. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer für Strategie, Forschung und Entwicklung der it’s OWL Clustermanagement GmbH, stellte Innovationsprojekte und Nachhaltigkeitsmaßnahmen des Spitzenclusters vor. Diese zielen auf eine Balance zwischen technischen Möglichkeiten, organisatorischer Gestaltung sowie Auswirkungen auf die Beschäftigten ab.
Ergebnisse aus den Fokusgruppentreffen
Für den umfassenden Wissensaustausch arbeiten die Verbundprojekte des Förderschwerpunktes in fünf Fokusgruppen zusammen, die den zentralen Gestaltungsfeldern der modernen Arbeitswelt entsprechen: 1) Innovative Führung und präventionsorientierte Personalentwicklung, 2) Arbeits- und Gesundheitsschutz im Pflege- und Dienstleistungssektor, 3) Präventionsallianzen, 4) Individualisierte und präventive Arbeitsgestaltung sowie 5) Innovative Arbeitsformen und Assistenzsysteme. Die jeweiligen Vertreter stellten aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse ihrer Fokusgruppe vor. Unter anderem wurde das Memorandum „Arbeit und Technik 4.0 in der professionellen Pflege“ der Fokusgruppe Pflege präsentiert.
Workshops „Gelungener Praxistransfer aus Sicht von Wissenschaft und Unternehmen – Erfolgsfaktoren und Hindernisse“
Voraussetzungen und mögliche Barrieren eines Praxistransfers diskutierten die Teilnehmer im Workshop „Gelungener Praxistransfer aus Sicht von Wissenschaft und Unternehmen“, der von Dr. Christine Sattler aus der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg geleitet wurde. Unter Einbezug der unterschiedlichen Blickwinkel der Teilnehmer, die sowohl aus der Wissenschaft als auch Unternehmenspraxis kamen, wurde der Frage nach gemeinsamen Lösungsansätzen für den idealen Praxistransfer nachgegangen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmern, Referenten und Ausstellern für diese gelungene Veranstaltung und die anregenden Diskussionen! Mit der Abschlusstagung am 4. April 2019 in Berlin wird der Förderschwerpunkt seine entwickelten Lösungen und Ergebnisse präsentieren und einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich machen.
Weitere Informationen zum Förderschwerpunkt „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ und den 30 beteiligten Projekten bietet der Projektatlas „Arbeit 4.0 präventiv gestalten“.
Bildmaterial © André Fischer Fotografie